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Montag, 28. Dezember 2015

Former

Immer mehr Menschen haben erkannt, dass es so nicht weitergehen kann; dass wir unseren Planeten nicht zerstören, sondern retten müssen; dass wir ihn nicht wie Müll zurücklassen, sondern dass wir ihn mitnehmen werden, wenn wir uns auf zu den Sternen machen, um die letzten Gründe des Seins zu erforschen; dass der Sinn der menschlichen Existenz nicht darin liegt, die Erde in den Zustand zurückzuverwandeln, in dem sie sich vor uns befunden hat, sondern sie in den Zustand weiterzuverwandeln, in dem sie sich nach uns befinden wird: dass wir sie über die Generationen hinweg in vollkommenem Einklang mit Gottes Willen zu einem einzigen, großen, komfortablen, automobil manövrierbaren, heimatlichen Großraumschiff transformieren werden: Formen. Und dass das keine Unmöglichkeit, keine Schnapsidee, kein Kunstprojekt, sondern ein gigantisches, sinnvolles, natur- und geisteswissenschaftliches, gemeinsames Abenteuer ist, mit Spannung, Spiel und Spaß - das zum FRIEDEN in der Galaxis führen kann. 
 

Freitag, 18. Dezember 2015

Ludwig Trepte

Bleistift auf gutem Papier

Ergriffen von tiefster Schauspielkunst - wenn ich nur besser zeichnen könnte... na ja, muss jetzt halt reichen, ich komme einfach zu wenig zum Üben. Jedenfalls wurde Verzweiflung nie bewegender dargestellt als von Ludwig Trepte in einer Folge von "Deutschland 83". Ich kenne diese Verzweiflung. Andere kennen sie auch, das weiß ich jetzt. Es waren bei mir andere Gründe, aber dieses Verzweifelnde an sich, das kenne ich sehr gut. Ich hätte gerne sofort geholfen, denn es reißt einem wirklich das Herz aus dem Leib und man weiß gar nicht, was tun und ob es einen Sinn hat, überhaupt noch irgendetwas zu tun, außer sich umzubringen. Für einen gefährlichen Moment lang nicht zu begreifen, wie schlecht die Welt sein kann, es einfach nicht zu verstehen und einer Widrigkeit des Lebens wie einem bösartigen Wunder machtlos gegenüberzustehen - im weiteren Verlauf des Films wurde dann zum Glück klar, dass es gar nicht Wirklichkeit, sondern nur geschauspielert war: dass es ein Film war und dass alle Personen, die daran beteiligt waren, nicht real waren, sondern dass alles nur gespielt war. Großartiger Schauspieler! Ich hab Dich schlecht getroffen, Ludwig, aber wenigstens auf gutem Papier.

Dienstag, 22. September 2015

William R. Higgins

William Richard Higgins
15.1.1945 - 6.7.1990

William Richard Higgins war ein Colonel des United States Marine Corps, der 1988 bei einem Einsatz der Vereinten Nationen (UN) für den Frieden im Libanon in eine Art Kriegsgefangenschaft geriet, die darin bestand, dass man ihn jahrelang folterte und schließlich ermordete. 

Von dieser Seite http://ojc.org/higgins/ übersetze ich im Folgenden, so gut ich kann, einige wenige Worte seiner Witwe Robin Higgins vom 7. Februar 1998:

"Ob es uns gefällt oder nicht, die, die die Uniform ihres Landes tragen, befinden sich damit in einem Fach voll von Widrigkeiten. Kriege ausfechten und Frieden halten ist der schwierigste und forderndste Job von allen. Rich und ich, beide Marines, wussten und akzeptierten das.
 
Wir verstanden die Pflicht dem eigenen Land gegenüber, die einen Mann oder eine Frau dazu zwingt, das Leben zu riskieren. Mein Mann hatte ein kleines Schild auf seinem Schreibtisch, auf dem stand:

'Krieg ist ein hässliches Ding, aber nicht das hässlichste; der faule und zerfallene Zustand von Moral und patriotischem Gefühl, der meint, es gebe nichts, was einen Krieg wert sei, ist viel hässlicher. Ein Mensch, der nichts hat, wofür er kämpfen will, der sich um nichts mehr kümmert als um seine persönliche Sicherheit, ist eine miserable Kreatur, ist einer, der keine Chance hat, frei zu sein, wenn er nicht frei gemacht und frei gehalten wird von den Anstrengungen besserer Menschen als er einer ist.' "

Ich wollte eigentlich nur in Erfahrung bringen, ob es theoretisch möglich sein könnte, dass es im Jahr 2015 noch neue Folgen der Fernsehserie "Magnum" geben könnte. So bin ich auf William Richard Higgins gestoßen, vor dem ich in größtem Respekt den Hut ziehe.

Und übrigens, wen es interessiert: Alle Hauptdarsteller leben noch: Magnum, Rick, TC und Jonathan Higgins. Es wäre also theoretisch denkbar, dass... (?)

Sonntag, 6. September 2015

Schwitzigkeit hat seine Grenzen

Von 1675 bis 1715 hatten wir einen besonders kalten Zeitabschnitt. Das ist jetzt auch wieder 300 Jahre her. Unglaublich. Aber es ging grad so weiter, bis sage und schreibe 1850 soll das Klima recht kühl gewesen sein, Fachleute sprechen von der "Kleinen Eiszeit", bevor es sich dann langsam wieder erwärmte. Paganini, Geiger und Gitarrist, Lebensdaten 1782-1840, hatte so nebst manchem Ungeschick wohl wenigstens das Glück, auf seiner "Kanone" spielend genügend Stoff tragen zu können, einen Stehkragen zum Beispiel, der ihn vor den schwitzigen Klebrigkeiten schützte, denen andere Geiger in wärmeren Gefilden am leichtesten entgehen, wenn sie gleich das ganze Geigenspiel sein lassen.

Paganini's Lieblingsgeige, die "Kanone"
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Il_Cannone_Guarnerius

Ganz ohne schwitzigen Hautkontakt zwischen Geige und Paganini scheint es aber auch wieder nicht geklappt zu haben, wie obiges Bild beweist, sofern die Annahme stimmt, dass die Schweißflecken von Paganini höchstpersönlich stammen? Ja, es sind Schweißflecken, unten, links und rechts vom Saitenhalter. 
 Als Paganini Geige spielte, gab es noch keine Kinnhalter, und Schulterstützen schon gar nicht. Für heutige Geiger unvorstellbar, spielte Paganini, so wie alle Geiger damals, völlig frei, und intim, ohne auch nur eines dieser beiden "Stützräder" der modernen Zeit: Kinnhalter. Schulterstütze. Mit Einführung dieser Hilfen gingen auch instrumentaltechnische Fähigkeiten der linken Hand verloren, die man sich nur ohne sie erarbeiten kann. Ich glaube, heute sollte man eigentlich jedem Anfänger empfehlen, in den ersten fünf Jahren gegen den Druck der Allgemeinheit auf Kinnhalter und Schulterstütze vollständig zu verzichten. Das ist, richtig gemacht, auch gesünder für den Hals und die ganze Wirbelsäule, man entkommt so einer ganzen Menge Schmerzen und Folgeschäden. Später kann dann ja immer noch mit den Stützrädern experimentiert werden: dann aber nicht ohne die wertvollen Fähigkeiten der linken Hand aus der Eiszeit, die man nur dort hat entdecken können.

Mittwoch, 2. September 2015

DIE TOTE STADT

Die weite bucht erfüllt der neue hafen
Der alles glück des landes saugt ° ein mond
Von glitzernden und rauhen häuserwänden °
Endlosen strassen drin mit gleicher gier
Die menge tages feilscht und abends tollt.
Nur hohn und mitleid steigt zur mutterstadt
Am felsen droben die mit schwarzen mauern
Verarmt daliegt ° vergessen von der zeit.

Die stille veste lebt und träumt und sieht
Wie stark ihr turm in ewige sonnen ragt °
Das schweigen ihre weihebilder schüzt
Und auf den grasigen gassen ihren wohnern
Die glieder blühen durch verschlissnes tuch.
Sie spürt kein leid ° sie weiss der tag bricht an:
Da schleppt sich aus den üppigen palästen
Den berg hinan von flehenden ein zug:

>Uns mäht ein ödes weh und wir verderben
Wenn ihr nicht helft - im überflusse siech.
Vergönnt uns reinen odem eurer höhe
Und klaren quell! wir finden rast in hof
Und stall und jeder höhlung eines tors.
Hier schätze wie ihr nie sie saht - die steine
Wie fracht von hundert schiffen kostbar ° spange
Und reif vom werte ganzer länderbreiten!<

Doch strenge antwort kommt: >Hier frommt kein kauf.
Das gut was euch vor allem galt ist schutt.
Nur sieben sind gerettet die einst kamen
Und denen unsre kinder zugelächelt.
Euch all trifft tod. Schon eure zahl ist frevel.
Geht mit dem falschen prunk der unsren knaben
Zum ekel wird! Seht wie ihr nackter fuss
Ihn übers riff hinab zum meere stösst.<

Dichter: Stefan George

Donnerstag, 9. Juli 2015

Constant Craving


Liebe Frau Holle,

in einem Glasperlenspiel mit mir selbst, in dem es unter anderem um die sprachliche Vielfalt, aber auch Zerrissenheit und Einfalt Europas ging, kam neulich zum wiederholten Mal die Frage auf, was eigentlich die Rolling Stones mit dem Titel ihrer Tournee 1998 im Sinn hatten: "Bridges To Babylon Tour"? Damals hatte in Nürnberg auf dem Zeppelinfeld ein betrunkener Gast seinem Vordermann von hinten in die Kniekehlen gepinkelt, woraufhin ihm dieser einen empörten Schubs gegeben, ihn aber nicht verprügelt hatte.

 Es war von Plagiatsvorwürfen die Rede, von Problemen mit dem Video zu "Anybody Seen My Baby". Zum einen, will man den Verfassern glauben, konnte die Nähe des Refrains zu k.d. langs Constant craving nicht ausgeräumt werden, sodass man sie und ihren Co-Komponisten Ben Mink mit in die Credits aufnahm. Zum anderen fiel einem beherzten Seher namens Gerhard Schnurstrack eine gewisse Schlüssigkeit auf, mit der sich das eine Kunstwerk aus dem anderen Kunstwerk zu ergeben schien, man sprach gar von einer Antwort auf eine Frage und ähnlichem, während ein anderer Seher darauf hinwies, dass der Trinkende im Bild des preisgekrönt fragenden Videos mit Kathryn Dawn Lang, geboren am 2. November 1961 in Edmonton, Alberta, deren Vater bis heute den Kontakt mit ihr verweigert, seine Flasche gar nicht zum Mund führt, sondern ins Ohr.

 Vorläufig festgehalten wurde nach langen Beratungen und auf Anraten des Herrn Schnurstrack erst einmal gar nichts, woraufhin ein anderer Teilnehmer des Spiels zu Wort kam und sagte, dass möglicherweise ein gewisser Sir Tom Stoppard, britischer Dramatiker, geistiger Urvater des Titels "Bridges To Babylon" sei und dazu befragt werden könne. Er sei quasi über diese Information gestolpert. Weiteres konnte an diesem Spieltag nicht herausgefunden werden, so dass man das Matsch zum Abschluss brachte und in gemütlichem Beisammensein noch einen Wodka Martini vermied.

Dienstag, 12. Mai 2015

Die Geige und der Geiger

"Ihre Gestalt ist inspiriert von und zugleich symbolisch für die schönste menschliche Form, den weiblichen Körper. Es gibt keine geraden Linien bei der Violine: jede Linie ist geschwungen und gebogen, einschmeichelnd und zart. Wir sprechen von ihren Teilen mit Ausdrücken der Anatomie: Kopf, Hals, Schultern, Taille, Bauch, Rücken - und Boden. Der Lack einer Stradivari oder Guarneri erinnert an den Widerschein der Sonne im seidigen Glanz menschlicher Haut. Und wie die weibliche Stimme umfaßt die Violine den Bereich vom Sopran bis zum Kontra-Alt. Ich habe mich oft gefragt, ob psychologisch gesehen ein grundsätzlicher Unterschied besteht zwischen der Beziehung einer Frau und eines Mannes zur Violine. Ich habe immer den Kopf meiner Violine geküßt, ehe ich sie "zum Schlafen" in ihren Kasten zurücklegte. Immer wieder habe ich das schillernde, lebendige Spiel des wundervollen Lackes bewundert, wenn ich den Winkel der Violine zum Sonnenlicht veränderte; diese Durchsichtigkeit und dieses Feuer habe ich stets für das Temperament eines menschlichen Wesens gehalten. Sieht eine Geigerin in der Violine mehr ihre eigne Stimme oder mehr die Stimme eines Menschen, den sie liebt? Sind da Elemente von Narzißmus in der Beziehung einer Frau zur Violine, und ist sie nicht tatsächlich auf seltsame Weise besser für das Cello geeignet? Die Handhabung und das Spiel einer Violine ist ein Vorgang von Liebkosung und Beschwörung, das Hervorbringen eines Tones, der auf die Hände des Meisters wartet. Sie ist verlockend und faszinierend, passiv, wenn man so will, aber bereit, auf die leiseste Berührung zu antworten. Eine schöne Geige besitzt dieses unendliche Potential - an Flexibilität, Farbe, besonderem Klangcharakter und Klangvolumen -, das die Musik und den Spieler erwartet."
Yehudi Menuhin

Donnerstag, 7. Mai 2015

Die Dissonanzen der Welt

"Wie der Zwist der Liebenden
sind die Dissonanzen der Welt.
Versöhnung ist mitten im
Streit, und alles Getrennte
findet sich wieder"

Friedrich Hölderlin (1770-1843),
deutscher Dramatiker, Lyriker
und Theologe - Fragmente

Donnerstag, 8. Januar 2015