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Montag, 28. Juli 2008

LMNÖGTRK

Nach über drei Wochen harter Arbeit zwar immer noch nicht komplett fertig, aber hier schon einmal ein paar Bilder vom Landschaftsmalereinassölgemäldetransportrucksackkoffer. So sah er vor den Lasierungen aus:

80 x 55 x 22 cm
Aussehen und Konstruktion des LMNÖGTRK haben sich vor und während der Bauzeit in gegenseitigem Wechselspiel von Vorhandensein und Verfügbarkeit von Materialien ergeben. Die Durchziehschließstange für die drei Vorhängeschlossscharniere beispielsweise ist aus einer Gardinenstange gemacht, von der Griff und Plastikummantelung entfernt werden mussten.



Innenleben (Anm.: Nein, bin kein Militarist, aber mit diesem Poncholiner bis zum Meer gelaufen, weil das Material einfach prima ist, unschlagbar leicht!): Drei geräumige Fächer. Die ästhetisch anspruchsvolle Aufteilung in rechtwinklige Dreiecke ergab sich primär aus dem Vorhandensein des größeren, langen, leichten Diagonaltrennbrettchens, welches (vom freundlichen Holzmarkthändler in Stuttgart-West mitbekommen, direkt gegenüber der Schwabschule) zufällig fast genau so (sh. Bild) hineinpasste, woraufhin sein Potential als Staffeleistütze erkannt und ein zweites Trennbrettchen als Diagonaltrennbrettchenstabilisatorbrettchen angebracht wurde.



Jetzt seht Ihr ihn, wie er fertig lasiert ist. Ich habe mich letztendlich für vier Außenlasuren und zwei Innenlasuren entschieden. Das bedeutet: Innen ist er zweimal in "Kiefer" (= gelb) lasiert, außen zweimal in "Kiefer" und zweimal in "Eiche dunkel" (= so ergibt sich die goldbraune Schimmertönung - oder sagen wir so: ich war einfach zu fertig, NOCHmal zu streichen!). Zum Abschluss wurde der ganze Koffer mehrmals poliert, einmal mit normaler Möbelpolitur, dann zweimal mit Bienenwachs, so dass er nicht nur wunderbar duftet, sondern auch absolut gewitterfest ist. Die erste Feuer- bzw. Wassertaufe hat LMNÖGTRK bereits mit Bravour bestanden: Als mein Malernachbar im ersten Stock seine Blumen gegossen hat, ist das gesamte Wasser einwandfrei vom Koffer abgeperlt und nirgends ist auch nur ein einziges H2O-Molekül in die Holzstruktur oder gar in den Innenraum eingedrungen! :) (Anm.: Für die Leinendurchzugslöcher zur Ölgemäldeinnenwandheranziehung sind spezielle Radiergummibleistiftgummierungszuschnitte geplant und bereits in den Materialbeschaffungsprozess aufgenommen, die exakt in freie sowie besetzte Leinendurchzugslöcher passen werden (Stichwort Stöpselprinzip), so dass auch hier bald keine Gefahr mehr vor etwaigen Kriechwassern oder Querflugtropfen bestehen wird.



Bevor wir uns nun wieder dem Inneren zuwenden, betrachten wir Vincent noch einmal auf dem Tisch liegend in all seiner Pracht und Herrlichkeit. Vielleicht kann ich an dieser Stelle kurz auf den Ölgemäldeankofferwandziehmechanismus eingehen, der wirklich einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat. Es gab eine Menge verschiedener Lösungsansätze. Die hier umgesetzte Achtschraubenzweiproleinejedeleineseparatfestbindtechnik ist noch nicht ausgiebig in der Praxis getestet, aber scheint zumindest vom Ansatz her am sichersten und sinnvollsten zu sein, wobei eine optionale Diagonalquadratabdeckung sowie vier optionale Festzurrvereinfachungsminiaturhebel noch fehlen - das ist aber kein Problem, es geht auch erst einmal so. (Ich benutze derzeit jeweils einen Trompetenknoten als Flaschenzug- und Abschlussschleife und das geht prima.)



Öffnen wir den Koffer, fällt zunächst auf, dass kein Bild an der Innenwand hängt. Ich liefere ein Foto mit Bild bald nach, bis dahin stellt Euch vor, dass im Deckel über dem gelben Quadrat ein Keilrahmenbild hängt, das nicht eine genaue Größe haben muss, sondern von Null bis maximal 75 x 50 cm variieren kann. Die beiden Längenwerte können sich unabhängig voneinander auf ihrer Skala bewegen. (In meine selbstgefertigten Keilrahmen schlage ich jeweils in die Mitten der Kanten Krampen, an denen ich die Leinen befestige, auch dazu bald ein Foto.) Während das Bild also fest "im Deckel" hängt, wird es durch eine herausnehmbare Trennwand vor den Utensilien im Unterbereich geschützt. Man kann den Deckel beispielsweise umklappen und vor dem Koffer sitzend malen ("Auf-dem-Kopf"-Methode), ohne das Bild auch nur einmal während der Reise vom Leinenträgersystem lösen zu müssen. - Schnell, praktisch, bequem!



Die Gardinenstange kann wie bei einer Autokühlerhaube als Stütze des Zwischendecks verwendet werden, falls nirgends Platz sein sollte, diese Trennwand abzulegen, deren völlig plan belassene Rückseite man selbstverständlich als riesige Zeichenunterlage verwenden kann. (Man stelle sich vor, das Ölbild ist fertig und es ist noch Licht genug für eine Kohlezeichnung auf Packpapier.)



Dass die Staffelei auf den Millimeter genau reinpasst, ist einer dieser Zufälle im Leben... man braucht die Staffelei nicht, wenn man auf dem Boden malt (dazu habe ich noch einen speziellen Sitz aus zwei Lautsprecherboxen meiner Oma gebastelt, aber das führt jetzt zu weit), es gibt außerdem die Möglichkeit, spezielle Füße zu entwickeln, so dass der Koffer wie ein Tisch einen Meter oder mehr über dem Boden schwebt, vielleicht kommt das noch.




Das Palettenfach.



Musste leider aus zwei Brettern den Deckel flicken, weil keines mehr da war, das breit genug gewesen wär, aber das sieht man nur, wenn er aufgeklappt ist. Und beim nächsten Koffer werde ich das Palettenfach auch nicht mehr ohne eigenes Gehäuse bauen - die Gewichteinsparnis ist zu gering und die Verlockung eines herausnehmbaren Palettengehäuses zu groß.



Die allergrößte Tüftelei bestand darin, ein optimales Trägersystem für die Rucksacktragegurte zu entwickeln. Hier im Bild zu sehen ist die Unterseite mit den beiden breiter als oben voneinander entfernten Gurthalterungen. (Das war Fitzelarbeit, die aus den Hölzern und der zweiten Vorhangstange zu machen.) Das Problem war, dass jeder gewöhnliche Rucksack in Höhe der Schultern bzw. etwas darunter eine Befestigungsmöglichkeit hat, ich aber die Rückwand des Koffers absolut frei halten wollte, d. h. die Gurte nur an diesen vier Punkten (sh. Foto, da sind zwei davon) befestigen, außerdem variable Bandabriebsstellen für längere Haltbarkeit, größere Zugbelastung an der Unterseite des Koffers (gelöst durch eine Art Flaschenzug = Bandumlenkung unterhalb der Schulter), keine Metalldruckstellen an Holz oder Körper und zudem einfache Wiederabnehmbarkeit des ganzen Systems - also das war wirklich eine harte Nuss, aber das Problem ist gelöst und unser Modell führt das jetzt einmal vor:



Frontalansicht. Die Hochkanttrageweise ist besser als die quere, nicht nur bei Zweiradfahrten. (Ansonsten wär alles sehr viel einfacher gewesen.)


Von der Seite. Hier seht Ihr deutlich, dass er ohne die "eigentlichen" Schulterschlaufen (auf denen die Hauptlast ruht) nach unten rutschen würde, bis über die Kniekehlen, und einen beim Laufen behindern würde. Die oben festgemachten Enden der Schlaufen halten ihn nur so weit am Rücken, dass er nicht wegkippt, und sind außerdem sehr praktisch beim Anziehen, wenn er nämlich noch auf dem Boden steht. Das ist eine Technik für sich, die man erst lernen muss, aber nach ein paar Mal kann man es und dann geht es wie geschmiert, man hat das Ding dann in 5 Sekunden auf dem Buckel oder wieder unten. Und es fühlt sich gut an!



So kann man die Bänder dann festmachen.



Und so kann man ihn abstellen, ohne dass die Bänder irgendwo im Weg sind, und sollte man (er liegt auch MIT den Bändern wunderbar da) ihn eben auf einem Tisch oder auf einem Boden haben wollen, dann kann man die beiden Tragebänder leicht wieder abmachen. (Man sollte sich nur sehr gut merken, wie sie befestigt waren... ;)

Solche Koffer gibt es leider nirgends zu kaufen (es gibt nur welche, in die man die Bilder an Schienen entlangschieben muss = man kann die Ränder nicht bemalen, ist an bestimmte Größen gebunden und außerdem passt in diese Koffer sonst so gut wie nichts rein), deshalb musste ich mir einen selber bauen und ich hab meinen Vincent genannt. Ich wollte ihn erst Theo nennen, aber jetzt sag ich doch lieber Vincent zu ihm.

Freitag, 4. Juli 2008

Anatomie-Studie 1

Öl auf Leinwand auf Karton, 54 x 77 cm